Milliarden für Computerchips: Deutschland lockt die Chipindustrie mit Zuschüssen

Sven Bauduin
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Milliarden für Computerchips: Deutschland lockt die Chipindustrie mit Zuschüssen
Bild: Laura Ockel via Unsplash | CC0 1.0

Nach dem Willen der EU soll Europa unter anderem durch den 43 Milliarden Euro schweren EU Chip Act unabhängig werden von den Chip-Herstellern aus den USA und Asien. Deutschland lockt Investoren derweil weiterhin mit staatlichen Subventionen, nachdem zuletzt bereits Intel den Wirtschaftsstandort Deutschland auswählte.

Milliarden-Paket für Computerchips

Nachdem bereits im Februar bekannt wurde, dass Intels neue EU-Fabrik in Magdeburg gebaut werden und in Zukunft mehr als 1.000 direkte Arbeitsplätze in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt schaffen soll, kündigte Wirtschaftsminister Robert Habeck jetzt ein weiteres Milliarden-Paket an, welches Investoren und Unternehmen aus der Chipindustrie vom Wirtschaftsstandort Deutschland überzeugen soll.

14 Milliarden Euro sollen Know-how anlocken

Wie bereits bei Intel soll es erneut ein Milliarden-Paket für den Aufbau der Chipindustrie in Deutschland richten. Intel investiert in den kommenden Jahren 17 Milliarden Euro in mindestens zwei neue europäische „Fabs“ auch und konnte auch mit der Hilfe von Subventionen in Milliardenhöhe aus dem Fördertopf der EU von Magdeburg überzeugt werden. Die Stadt konnte sich unter anderem gegen Dresden durchsetzte.

Ausgelöst durch die Chipkrise im Zuge der globalen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie hat sich die EU selbst zu einer eigenen Halbleiterstrategie verpflichtet und strebt nach Unabhängigkeit von den USA und Asien.

Richtig viel Geld für die Rohstoffsicherung

Das ist richtig viel Geld“, erklärte der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz während seiner Ankündigung auf den Familienunternehmer-Tagen in Hannover, wie die Website derStandard.de über die Austria Presse Agentur (APA) erfahren haben möchte.

Nur wenig später bestätigte auch die internationale Nachrichtenagentur Reuters das 14-Milliarden-Euro-Paket.

Wie die österreichische Kronen Zeitung kurz darauf berichtet hat, verwies der Minister aus den Reihen von Bündnis 90/Die Grünen auf die Dringlichkeit dieses Vorhabens um sich insbesondere auch von China zu distanzieren.

Wir müssen eine eigene Rohstoffsicherungsstrategie aufbauen.

Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz

Bei für die deutsche Wirtschaft wesentlichen „Vorprodukten“ wie beispielsweise Batterien (Automobilindustrie) bestünde zurzeit eine Abhängigkeit von nahezu 100 Prozent zu China. Der Wirtschaftsminister betonte deshalb noch einmal die geopolitische Bedeutung der Intel-Fab in Magdeburg und sagte, dass weitere Projekte folgen.

Zudem ist Deutschland am Important Project of Common European Interest (IPCEI), einer ganzen Reihe von strategischen Förderprojekten der Europäischen Kommission, beteiligt, deren Fokus-Themen sich aus den fünf Bereichen energieeffiziente Chips, Leistungshalbleiter, Smart Sensors, optische Komponenten und Verbundmaterialien zusammen setzen.

Insgesamt sind 32 europäische Unternehmen aus Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich und Großbritannien an IPCEI beteiligt, das Projekte wie die Chipfabriken von Bosch, Infineon und Globalfoundries aber auch Unternehmen wie Osram und Zeiss fördert.

Auch Spanien möchte mitmischen

Innerhalb der EU sind aber noch weitere Standorte für die europäische Halbleiterproduktion in der Verlosung.

Wie das Magazin Elektronik Praxis berichtet hat, erklärte der spanische Regierungschef Pedro Sánchez bereits im April 2022, dass Spanien mithilfe von EU-Fördermitteln eine Führungsrolle beim technologischen und industriellen Fortschritt in Europa einnehmen möchte.

Zudem beabsichtige Spanien auch bei den elektrischen Mobilitätslösungen, der künstlichen Intelligenz sowie der Raumfahrt und Wasserwirtschaft ein gewichtiges Wort mit zu reden.

EU sichert sich Zugriff auf Chips und Innovationen

Im Rahmen des EU Chip Acts sichern sich die EU und ihre Mitgliedsstaaten den Zugriff auf Chips und technische Innovationen. Mit entsprechenden Durchgriffsrechten kann die EU-Kommission Lieferungen der Hersteller, die sie umfangreich subventioniert hat, sicherstellen.

Das klingt auf den ersten Blick überraschend aggressiv, wird in anderen Ländern aber bereits ebenfalls so gehandhabt.

Das Gesamtvolumen der politikorientierten Investitionen zum Auf- und Ausbau der Chipindustrie in der EU wird auf der Grundlage der bisherigen Zusagen auf über 43 Milliarden Euro bis 2030 geschätzt.