Sparprogramm kostet Arbeitsplätze: Infineon baut in Regensburg hunderte Stellen ab

Volker Rißka
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Sparprogramm kostet Arbeitsplätze: Infineon baut in Regensburg hunderte Stellen ab
Bild: Infineon

Offiziell heißt Infineons Effizienzprogramm „Step Up“ und soll in den kommenden Jahren viele Millionen Euro an Einsparungen bringen. Direkt zum Start bedeutet es bei Infineon konkret aber auch den Verlust hunderter Stellen in Deutschland.

Schwieriges Umfeld, fallender Umsatz

Ein „anhaltend schwieriges Marktumfeld“ nannte Jochen Hanebeck, Vorstandsvorsitzender von Infineon, die aktuelle Situation. Der Ausblick beim Umsatz für das Gesamtjahr wurde nach schwachem Quartal nach unten korrigiert, auch die geplanten Ausgaben werden deshalb gekürzt – schon das zweite Mal binnen kurzer Zeit. Viele bisher ausgesparte Bereiche soll es nun treffen. Zu diesem Zweck folgt ein Spar- und Optimierungsprogramm, welches der Hersteller selbst wie folgt beschreibt:

Das Programm beinhaltet verschiedene Maßnahmenpakete mit Schwerpunkten in den Bereichen Fertigungsproduktivität, Portfoliomanagement, Preisqualität und Betriebskosten-Optimierung, ohne dabei die Innovationskraft des Unternehmens zu beeinträchtigen.

Das Programm soll einen positiven Effekt auf das Segmentergebnis in Höhe eines hohen dreistelligen Millionen-Euro-Betrags pro Jahr erzielen (Basis ist das Geschäftsjahr 2023). Erste finanzielle Vorteile werden im Laufe des Geschäftsjahres 2025 erwartet. Der volle Effekt soll in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2027 wirksam werden.

Infineon

Größtes Problem für Infineon ist die Schwäche im Automotive-Markt, aber auch das Geschäft in anderen Bereichen bleibt wider Erwarten länger schwach als prognostiziert.

Im Vergleich zur vorherigen Prognose reduzieren wir unsere Umsatzerwartung um 900 Millionen Euro. Rund die Hälfte davon ist auf geringeres Wachstum im Automobilbereich zurückzuführen. Die andere Hälfte auf das schwächere Industriegeschäft und die gedämpfte Erholung in den Bereichen Consumer, Computing und Kommunikation.

Infineon

In diesem Zusammenhang kommt der Standort Deutschland ins Spiel, allen voran Regensburg. Denn hier werden Chips fürs Automotive-Segment, aber auch die Unterhaltungselektronik gebaut. Laut lokaler Zeitung sollen am Standort 400 bis 600 Stellen abgebaut werden. Ohne betriebsbedingte Kündigungen sollen vor allem Zeitarbeiter gehen müssen und vakante Stellen nicht nachbesetzt werden. Bis Ende 2026 lässt sich Infineon damit Zeit.

Der Gewerkschaft IG Metall gefällt das erwartungsgemäß überhaupt nicht. Sie wirft dem Unternehmen Gewinnmaximierung vor, um die Margen, die zuletzt stets rückläufig waren und unterhalb der Mitbewerber lagen, zu stützen – niedrigere Lohnkosten in Fabs im Ausland könnten ein Mittel zum Zweck sein.

In Kulim, Malaysia, baut Infineon derzeit eine große Fab, aber auch in Dresden. Dort sollen über die kommenden Jahre allein 1.000 neue Stellen entstehen, mittelfristig wird der Konzern daher weiter an Personal gewinnen, erklärte Infineon.

Ein Sparprogramm bei den Ausgaben und eventuell höhere zukünftige Gewinne – das gefällt der Börse, wobei auch die Hoffnung, dass die Talsohle nun durchschritten ist, mitschwimmt. Die Aktie ging nach Bekanntgabe der Quartalszahlen inklusive Ankündigung des Sparprogramms trotz verhaltenem Ausblick um 12,4 Prozent nach oben.