Industrie: Angst vor Weblogs

Sasan Abdi
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Im Prinzip lässt sich mit nahezu jeder Geschäftsidee Geld machen. Die Umsetzung und besonders eine finanziell potente Zielgruppe dürften hierbei das „A“ und „O“ darstellen. Aber auch das Geschäft mit der Angst rentiert sich. Ist sie, die Angst, vorhanden, sind Lösungen gerne gesehen - und gekauft.

Diese etwas allgemeine Einführung lässt sich wunderbar auf den Bereich der Weblogs bzw. der sogenannten „Blogger“ übertragen. Angefangen hatte eigentlich alles ganz harmlos: Ein neuer Trend, das tägliche Bloggen von privaten Geschehnissen in einer Art Online-Tagebuch, setzte sich vor gar nicht mal so langer Zeit als echte Mode-Innovation im Internet durch.

Schnell aber wurde das Webloggen auch für andere Zwecke entdeckt. Als Quasi-Unterart des konventionellen Bloggens mit vornehmlich privaten Inhalten verfolgen Wirtschafts- bzw. Industrieblogger mit ihren täglichen Einträgen ein ganz anderes Ziel. Es gilt, auf Missstände und Fehlentwicklungen zu verweisen. Dabei verfügen einige Autoren über erstaunliches Insiderwissen und können den jeweiligen Firmen - ob der Inhalt nun der Wahrheit entspricht oder nicht - gehörigen Schaden zu fügen.

Und an diesem Punkt setzt der Faktor „Angst“ ein. Denn eben jene Diffamierung gilt es für gewinnorientierte Unternehmen offensichtlich zu verhindern. Das hat man auch bei den Sicherheitsexperten von CyberAlert mitbekommen und bietet nun einen Websuchdienst an, der unliebsame Bloggs über die jeweiligen Kundenfirmen aufspürt und registriert. BlogSquirrel heißt der Service und überwacht derzeit rund einhunderttausend Weblogs.

Eine interessierte Firma kann sich bei dem neuen Bluthund gegen Weblogs anmelden. Fortan sucht BlogSquirrel nach relevanten Einträgen zu dem Kunden und benachrichtigt diesen im Falle eines Fundes. Die Anzahl der überwachten Weblogs würde dabei stetig aktualisiert werden, hieß es dazu aus CyberAlert-Kreisen. Die gefundenen Texte werden dann komplett in einer Datenbank gespeichert, damit der jeweilige Blogger im Falle einer Klage nicht einfach den relevanten Text von der jeweiligen Homepage entfernen kann.

Alles in allem geht es bei dem ganzen Projekt um einen effektiven Imageschutz. Dabei wird jedoch völlig außer acht gelassen, dass ein Großteil der Blogger die Wahrheit niederschreiben und daher zumindest prinzipiell nur selten wegen Verleumdung verklagt werden dürften. Um das Ganze als einen nicht durchweg negativen Service zu präsentieren, erklärt man bei CyberAlert die neue Produktschiene auch mit einem marktforschungstechnischen Hintergrund: So könnten die jeweiligen Firmen auf diversen Bloggerseiten sicher auch Anreize für neue Produktideen gewinnen. Die plötzliche Angst vor Weblogs ist indes nicht ganz unbegründet. Eine kürzlich veröffentlichte US-Studie attestiert den Online-Autoren eine zunehmend meinungsprägende, gesellschaftliche Rolle.

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