Breitbandausbau: Telekom sucht Schulterschluss mit den Wettbewerbern

Andreas Frischholz
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Breitbandausbau: Telekom sucht Schulterschluss mit den Wettbewerbern
Bild: Deutsche Telekom

Zwischen der Deutschen Telekom und den Konkurrenten auf dem Breitbandmarkt war das Verhältnis in den letzten Monaten angespannt, ein bisweilen rüder Ton prägte die Schlagabtäusche über Streitthemen wie den Vectoring-Ausbau. Nun will die Telekom aber verstärkt auf Kooperationen mit den Wettbewerbern setzen, berichtet Teltarif.

Es ist der Strategiewechsel, der sich bereits im November 2016 abzeichnete, als die Telekom den ehemaligen 1&1-Versatel-Chef Johannes Pruchnow zum Vorstandsbeauftragten für Breitbandkooperationen ernannte. Im Interview mit dem Handelsblatt schilderte Pruchnow nun seine Ziele für die Zukunft. Demnach soll die Telekom künftig mit sämtlichen Wettbewerbern kooperieren, das gilt sowohl für regionale Netzbetreiber als auch bundesweit agierende Unternehmen.

Keine Vorgaben für Kooperationen

Vorgaben gibt es dabei nicht. Denkbar wäre also, dass die Telekom künftig die Netze von anderen Anbietern bucht, um eigene Produkte zu schalten. Kooperiert werden könne aber auch in Form von Vorleistungsmodellen oder Joint Ventures.

Grundsätzlich lautet der Plan, den flächendeckenden Ausbau der Glasfasernetze möglichst schnell voranzubringen. Nach Informationen von Teltarif ist eine erste Zusammenarbeit mit der RWE-Tochter Innogy geplant – ein Netzbetreiber, der einige zehntausend Haushalte mit VDSL- und Glasfaseranschlüssen versorgt. Dort will die Telekom dem Bericht zufolge auch eigene Produkte und Tarife anbieten. Eine konkrete Ankündigung soll aber erst nächsten Montag folgen.

Neuer Ton im Breitbandmarkt

Ändern soll sich mit der neuen Telekom-Strategie auch der Wettbewerb im Breitbandmarkt. Angefeuert durch den Streit über den Vectoring-Ausbau im Nahbereich waren es vor allem gegenseitige Vorwürfe, die im letzten Jahr die öffentliche Debatte dominierten. So spricht auch Pruchnow von „atmosphärischen Spannungen“. Das neue Motto ist nun aber mehr Kooperation statt Konkurrenzkampf, die ersten Signale aus der Branche waren zudem positiv.

Die Frage ist nur, wie lange das gut geht. Denn für den 10. Februar steht zunächst noch die Verhandlung über den Vectoring-II-Beschluss der Bundesnetzagentur an. Geklagt haben insgesamt 17 Telekom-Konkurrenten, die ihrer Ansicht nach benachteiligt wurden. Neues Konfliktpotential steht also schon vor der Tür.

Brancheninsider ohne Telekom-Stallgeruch

Dass die Telekom aber bewusst auf einen Kurswechsel setzt, zeigt bereits die Personalie Pruchnow. Anlässlich der Ernennung im November erklärte Telekom-Chef Timotheus Höttges: „Wir setzen bewusst auf jemanden ohne Telekom-Vergangenheit, der dennoch unsere Branche und ihre zum Teil schwierigen Rahmenbedingungen sehr gut kennt.“ Pruchnow war zuvor der CEO bei Versatel, davor arbeitete er in der Geschäftsleitung von Telefónica Deutschland. Ebenso war er bei den alternativen Provider-Verbänden Breko und VATM aktiv. Dass er für die Telekom nun die Kooperation mit den Wettbewerbern organisieren soll, bezeichnete Höttges damals als Signal, dass man „das zuletzt schwierige Verhältnis verbessern“ wolle.

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