Supermicro: Ein Sprung ins Haifischbecken mit Z170-Gaming-Mainboards

Update Michael Günsch
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Supermicro: Ein Sprung ins Haifischbecken mit Z170-Gaming-Mainboards
Bild: Supermicro

Der Konkurrenzkampf bei Mainboards für Verbraucher ist hart. ASRock versucht sich daher bereits stärker im Bereich Server und Embedded aufzustellen. Supermicro geht nun den anderen Weg: Bislang vorwiegend im Serverbereich tätig wagt das Unternehmen einen weiteren Schritt ins Endkundensegment.

Der erneute Schritt auf den Verbrauchermarkt geschieht parallel zur Markteinführung der ersten Skylake-CPUs von Intel. Entsprechend sind die beiden Modelle der Serie Core Gaming mit Intels Z170-Chipsatz und dem Sockel 1151 bestückt. Das C7Z170-SQ erscheint im herkömmlichen ATX-Format und bietet vier DDR4-Steckplätze für maximal 64 GByte RAM. Neben drei PCIe-3.0-x16-Slots sind drei PCIe-3.0-x4-Slots verbaut, von denen einer mit nur einer Lane angebunden ist. Von den Grafikkarten-Slots lässt sich nur ein Steckplatz mit vollen 16 Lanes betreiben. Bei zwei Karten stehen nur deren acht und bei drei Karten einmal acht und zweimal vier Leitungen zur Verfügung. Weitere vier PCIe-3.0-Lanes sind für den M.2-Slot für SSDs reserviert.

Auf SATA Express wird verzichtet, was zunächst nicht weiter schlimm ist, da es noch immer kein passendes Laufwerk für dieses Anschlussformat gibt. Stattdessen sind sechs herkömmliche SATA-Buchsen an gewohnter Stelle zu finden. Am I/O-Panel sind je zwei USB-Ports der Standards 2.0 und 3.0 anzutreffen. Zusätzlich ist ein USB-3.1-Port nach Typ-C verbaut, der über den Zusatzchip ASM1142 realisiert wird. Als Ausgänge für die integrierte Grafikeinheit der Skylake-CPUs dienen DisplayPort 1.2, HDMI 1.4 und DVI. Bei Gigabit-Ethernet und Audio-Chip kommt mit Intel i219V und Realtek ALC1150 eine bei der neuen Mainboard-Generation übliche Kombination zum Einsatz.

Darüber hinaus werden fünf Lüfteranschlüsse (PWM mit 4-Pins) und „Overclocking-Tools“ in Form von Schaltern für Power, Reset und Clear CMOS geboten. Die Schalter sowie die Diagnose-LED können aber nicht nur für Übertakter nützlich sein.

Supermicro C7Z170-M
Supermicro C7Z170-M (Bild: Supermicro)

Dem kleineren Micro-ATX-Format gehört das Supermicro C7Z170-M an. Bedingt durch die kompaktere Bauweise bietet es weniger PCIe-Slots. Für Grafikkarten steht nur ein Steckplatz mit voller Datenrate zur Verfügung, darunter sind je einmal PCIe 3.0 x4 und PCIe 3.0 x1 platziert. Keine Abstriche gibt es bei den vier DDR4-DIMM-Slots, den sechs SATA-Buchsen sowie dem M.2-Slot mit PCIe 3.0 x4.

Das I/O-Panel ist wiederum deutlich anders als beim größeren Modell bestückt. USB 3.1 mit Steckertyp C fehlt, dafür gibt es USB 3.0 gleich viermal. Intern sind aber Pin-Header für zwei USB-3.1-Ports mit 10 Gbit/s vorhanden. Die Videoausgänge entsprechen jenen des großen Bruders. Das Gleiche gilt für LAN, Audio, Lüfteranschlüsse und On-Board-Schalter. Ferner bieten beide Boards einen GPIO-Header für eine optionale Thunderbolt-Add-in-Card nach Standard 2.0 oder 3.0.

Insgesamt wirken Optik und Ausstattung der Platinen von Supermicro „aufgeräumt“. Getreu der Namensgebung beschränkt man sich auf Core Features und verzichtet auf auffällige Merkmale. Stattdessen wirbt der Hersteller mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung im Serverbereich, wo der Fokus auf Leistung und Stabilität liegt: „die Core Gaming Z170 [Serie] vermischt Overclocking der Enthusiasten-Klasse mit Komponenten und Design, die traditionell nur in Produkten der Server-Klasse zu finden waren.“ Angeführt werden dabei Keramik-Chip-Kondensatoren und Feststoffkondensatoren von Nippon Chemi-con, die allerdings auch längst in vielen Mainboards der Verbraucherklasse zu finden sind. Mit vielen PCB-Lagen und besonders hohem Goldanteil bei bestimmten Anschlüssen werben auch andere Hersteller. Stresstests auf „Server-Level“ zur Produktvalidierung mit über 150 Stunden bei voller Last runden Supermicros Marketing ab. Preise für die beiden Mainboards wurden noch nicht kommuniziert.

Ob Supermicros erneuter Anlauf im Verbrauchersegment von Erfolg geprägt ist, bleibt abzuwarten. Klar ist, dass die etablierten Hersteller immer schwerere Geschütze auffahren, um sich aus der Masse der Konkurrenz abzusetzen. Asus und Gigabyte erlangten in den letzten Jahren immer mehr Marktanteile und machen den kleineren Herstellern wie ASRock, Biostar, ECS und MSI das Leben schwer. Zuletzt wurde daher zum Beispiel über einen Ausstieg von ECS aus dem Geschäft mit Mainboards für Endkunden spekuliert. Der Hersteller dementierte zwar die Gerüchte, doch in Deutschland sind ECS-Mainboards praktisch schon längst vom Markt verschwunden.

Update

Ein Leser hat die Redaktion darauf aufmerksam gemacht, dass Supermicro bereits zuvor erste Schritte in den Bereich der Mainboards für Verbraucher gewagt hat. Große Aufmerksamkeit erlangten diese jedoch nicht, handelte es sich um vereinzelte Modelle, die vielmehr als Testballon anzusehen sind. Jetzt fährt Supermicro offiziell die Gaming-Schiene wie viele andere Hersteller der Branche.

Die Meldung wurde entsprechend angepasst.

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