Endgame Gear KB65HE im Test: Günstiger Einstieg in die Next-Gen-Taster mit Hall-Effekt

Max Doll
72 Kommentare
Endgame Gear KB65HE im Test: Günstiger Einstieg in die Next-Gen-Taster mit Hall-Effekt

Taster mit verstellbarem Auslösepunkt sind der nächste Tastatur-Trend. Mit der Endgame Gear KB65HE gibt es sie vergleichsweise günstig, ohne dass dafür auf gehobene Anmutung oder zumindest ordentliche Software verzichtet werden müsste. Alles, was Hall-Effekt-Technik kann, zeigt der Hersteller allerdings nicht.

Endgame Gear KB65HE im Überblick

Es ist nicht nur der Preis, mit dem sich die Tastatur abhebt. Auch das Layout hat noch kein gängiger Hersteller mit Hall-Effekt-Technik bestückt.

Details zu Hall-Effekt-Tastern

Gespart werden bei diesem Modell Nummerblock und F-Tastenreihe. Pfeil- und vier Funktionstasten fügt Endgame Gear rechts am Tastenfeld an. Dadurch wird der Einstieg in die Welt extrem kompakter Tastaturen erleichtert, ohne die Tastatur übermäßig anwachsen zu lassen.

Mit 67 statt 105 Tasten ist die KB65HE sehr kompakt
Mit 67 statt 105 Tasten ist die KB65HE sehr kompakt
Lieferumfang: Stellfüße, Escape-Taste, USB-C-Kabel
Lieferumfang: Stellfüße, Escape-Taste, USB-C-Kabel
Funktions- und Pfeiltasten werden rechts angefügt
Funktions- und Pfeiltasten werden rechts angefügt

Ein abnehmbares Kabel, optionale Software zum Programmieren von Tasten und Tastern sowie RGB-Beleuchtung sind darüber hinaus obligatorische Features im gehobenen Segment. Was sich sonst selten finden lässt, ist das Aluminium-Gehäuse, das hier seinen Namen verdient. PCB und Taster sitzen in einem Block aus gefrästem Metall, der auch Tasten umschließt. Trotz kompakter Größe bringt die Tastatur deshalb mehr als 1 kg Gewicht auf die Waage.

Endgame Gear KB65HE
Wooting 60HE
Größe (L × B × H): 31,5 × 10,8 × 3,7 (4,1) cm 30,2 × 11,6 (21,0) × 3,8 cm
Handballenauflage optional
Layout: 68 Keys 66 Keys („hacker“)
Gewicht: 1.050 g 605 g
Kabel: 1,80 m, USB/Type-C-USB (modular) 2,00 m, USB/Type-C-USB (modular)
Hub-Funktion:
Key-Rollover: N-KRO
Schalter: Gateron KS-37B Gateron Lekker Linear60
Hot-Swap-fähig
Tasten: Form: zylindrisch
Material: PBT-Kunststoff
Beschriftung: Double-shot molding
Form: zylindrisch
Material: ABS-Kunststoff
Beschriftung: laser cut
Variante
Form: zylindrisch
Material: PBT-Kunststoff
Beschriftung: Double-shot molding
Zusatztasten:
Medienfunktionen: Stumm, Lautstärke Stumm, Lautstärke, Abspielen/Pause, Stopp, Vor/Zurück
Zusatzfunktionen: Helligkeit (regeln, ausschalten), LED-Modi Profile wechseln, Helligkeit (regeln, ausschalten), LED-Modi, Gaming-Modus, Programmverknüpfungen, Office-Funktionen, System-Funktionen
Beleuchtung: Farbe: RGB
Modi: Atmungseffekt, Welleneffekt, Reaktiver Modus, umlaufende Aktivierung, Farbschleife
Sonstige: individuelle LED-Profile
Makros & Programmierung: 1 Profile, Hardware-Wiedergabe
vollständig (inkl. Sekundärbelegung) programmierbar
8.192 kB, 4 Profile, Hardware-Wiedergabe
vollständig (inkl. Sekundärbelegung), softwarelos programmierbar
Preis: ab 158 € 180 € / 200 €

Taster sind jetzt einstellbar

Eine weitere Besonderheit der KB65HE sind ihre Taster. Gateron KS-37 nutzen Hall-Effekt-Technik. Dabei wird die Eindrücktiefe des Tasters über Sensoren jederzeit genau erfasst. Die Signalgebung ist dadurch nur eine Frage der Software und dementsprechend wählbar. Funktion und Vorteile hat ComputerBase in einem separaten Artikel detailliert erläutert. Tasten lassen sich etwa doppelt belegen, weil zwischen Antippen und Durchdrücken der Taste unterschieden oder mehr als ein Auslösepunkt definiert werden kann. Zudem kann der Auslösepunkt dynamisch bestimmt werden: Ausfedern unterbricht das Signal, weiteres Eindrücken sendet erneut – und zwar unabhängig von einem festen Punkt. Was ein Taster kann, hängt jedoch von der Software des Anbieters ab.

Die lineare Abstimmung der Taster ist durch die Technik vorgegeben. Ein stabilisierter Stempel sorgt für weniger Spiel der Tastenkappe, das Niveau entspricht dem gehobenen Segment. Die werkseitige Schmierung und ein geringer Federwiderstand zwischen 30 und 50 g sorgen für sehr leichtgängiges, angenehm sanftes Eindrücken. Wootings Lekker-Taster sind mit einem Widerstand von 40 bis 60 g spürbar schwergängiger.

Der Unterschied macht sich bei frühem Signalpunkt unter 1 mm bemerkbar. KS-37 fühlen sich zwar agiler an, neigen aufgrund des geringen Widerstandes aber eher zu Fehlauslösungen durch unbedachtes Eindrücken einer Taste etwa beim Ablegen eines Fingers. Sie wollen sorgsamer betätigt werden und fordern ein gewisses Maß an Disziplin sowie Präzision ein. Selbst mit 0,1 mm Auslösepunkt ist es jedoch durchaus möglich, unter Inkaufnahme einiger Vertipper noch vernünftig zu schreiben. Lediglich die Leertaste wird, weil hier die Daumen natürlich aufliegen, immer wieder versehentlich betätigt.

Bei Wooting führt der höhere Widerstand hingegen zu mehr Kontrolle, ohne dass sich die Taster schwergängig anfühlen würden – die Abstimmung erscheint dort universeller nutzbar. Agilität und gefühlte Geschwindigkeit sind in Spielen allerdings angenehme Eigenschaften, in dem Segment sind „Speed“-Taster nicht umsonst ein Trend geworden. Insofern passt die Abstimmung zur Zielgruppe eines Unternehmens, das schon dem Namen nach Gaming im Blick hat.

Tasten werden nicht ganz gleichmäßig ausgeleuchtet
Tasten werden nicht ganz gleichmäßig ausgeleuchtet
Je feiner die Beschriftung, desto dunkler die Taste
Je feiner die Beschriftung, desto dunkler die Taste
Doppelfunktionen und Funktionstasten bleiben sichtbar dunkler
Doppelfunktionen und Funktionstasten bleiben sichtbar dunkler

Alltagserfahrungen

Wozu braucht eine Tastatur ein Aluminium-Gehäuse? Es sorgt zwar dafür, dass sich die Tastatur eher schwer anheben lässt, gleichzeitig wirkt es edel und modifiziert das Klangprofil positiv. Die KB65HE macht äußerst dumpfe Geräusche, die für mechanische Tastauren zu den dezenteren gehören und relativ leicht untergehen.

Dass ein Aluminiumblock gefräst wird, bedingt gewisse Vereinfachungen. Stellfüße gibt es etwa nicht, stattdessen werden Gummifüße in die Tastatur gesteckt. Ein Set höherer Varianten Ersatzfüße für einen steileren Winkel von 7,5° (Standard: 5°) wird mitgeliefert. Für Anwender erscheint das ungünstig, da Zubehör separat gelagert werden muss und dadurch verloren gehen kann.

Endgame Gear KB65HE (Gateron KS-37)

Ansonsten funktioniert die Tastatur dank eines durchdachten Layouts gut. FN-Funktionen müssen allerdings erlernt werden, da sie nicht auf den Tastenkappen hinterlegt sind. So kann Endgame Gear Standard-Tastenkappen nutzen, vor allem aber erleichtert es eigentlich das Anpassen der FN-Ebene, weil sich Tasten verschieben lassen, ohne dass dadurch das hinterlegte Layout in die Irre führt.

Bei der KB65HE wird diese Option mit der Firmware 1.22 noch nicht angeboten. Dies wird erst mit der nächsten Version 1.24 ab Software 1.08, die ComputerBase als Beta erhalten hat, zeitnah möglich sein. Bis dahin darf lediglich die erste Funktion einer Taste neu belegt werden, was bei einer Kompakttastatur, die designbedingt so wenig Tasten wie möglich besitzt, einen geringen Nutzen hat: Werden z. B. Shortcuts für den Medienplayer gewünscht, müsste dafür auf normale Funktionen verzichtet werden. Das Anpassen selbst geht dafür dank übersichtlichem Aufbau und schlanker Struktur gut von der Hand. Sehr sinnvoll ist zudem die Möglichkeit, auch die FN-Taste an eine andere Stelle zu legen.

Darüber hinaus können bei Endgame Gear der Auslösepunkt und der Rücksetzpunkt der Taster eingestellt werden. Der Rücksetzpunkt ist die Stelle, ab der aufgehört wird, ein Signal zu übertragen. Da der „Rapid Trigger“ immer aktiv ist, werden beide Punkte letztlich dynamisch. Die Stellschrauben der Software erlauben nur, die Empfindlichkeit des Features bis hin zur Wirkungslosigkeit zu verändern. Bis Funktion und Auswirkungen der Stellschrauben klar sind, muss mangels eingängiger Erklärung jedoch eine Weile experimentiert werden.

Konkret bedeutet das: Der Auslösepunkt definiert, ab wann frühestens ein Signal ausgelöst wird. Und der Rücksetzpunkt bestimmt hier, wie weit in Relation vom Auslösepunkt wieder ausgefedert werden muss, um das Signal zu unterbrechen. Entscheidend ist, wie weit sich die Taste bewegt, und nicht mehr, wo sie sich befindet. Dadurch muss nicht vollständig ausgefedert werden, um schnell aufeinanderfolgende Eingaben zu tätigen: Sobald das Signal unterbrochen wurde, kann erneut um die gewählte Wegstrecke eingedrückt und ein weiteres Signal ausgelöst werden. Beide Werte auf 0,1 mm zu setzen, führt in schnellen Ego-Shootern zu einem extrem direkten Ansprechverhalten und zackigen Reaktionen.

Schreiben lässt sich damit genauso ohne Umstände, zumal Tasten ohnehin bestenfalls zweimal gedrückt werden – hier ist der nötige frühe Auslösepunkt der eigentlich einschränkende Faktor. Zwei Settings für die Taster zu speichern, um bei Bedarf umschalten zu können, sieht die Firmware allerdings nicht vor. Das gewählte Setting ist damit entweder speziell oder ein individuell abzustimmender Kompromiss.

Anderswo geht das durchaus. Dort können auch analoge Signale als eine Art Thumbstick-Modus, Doppelbelegungen über die Unterscheidung des Antippens und ein längerer Druck einer Taste genutzt werden. Anders als die Definition zweier Signalpunkte, bei der erst das eine und dann bei Bedarf das andere Signal ausgelöst wird, wäre damit ein Entweder-oder möglich. Software-seitig bietet Endgame Gear insgesamt ein sinnvolleres Feature-Set als die großen Gaming-Hersteller und bleibt dennoch unter den Möglichkeiten der Technik.

Fazit

Wenn es vor allem darum geht, den Auslösepunkt verstellen zu können, macht Endgame Gear Spielern mit der KB65HE ein gutes Angebot, das zusätzlich durch seine dezente Geräuschkulisse und das hochwertige, massive Aluminium-Gehäuse punkten kann. Auch als Shooter-Tastatur funktioniert das Paket bei entsprechender Konfiguration hervorragend – so zackig sind normale Taster nicht.

Lediglich der Umstand, dass mit nur einem Hardware-Profil nicht schnell zwischen verschiedenen Tasterkonfigurationen umgeschaltet werden kann, vermag dann die Suppe zu salzen. Zu Kompakttastaturen im direkten preislichen Umfeld ist die KB65HE damit eine tolle, oft bessere Alternative.

Als Einstieg in die Hall-Effekt-Welt empfiehlt sich die KB65HE nachdrücklich
Als Einstieg in die Hall-Effekt-Welt empfiehlt sich die KB65HE nachdrücklich

Gute Hardware zu bauen, ist jedoch nicht das Problem. Das steckt in der Sauce: Es braucht auch gute Software. Endgame Gear lässt mit dem schlanken Konfigurationsprogramm und programmierbarer FN-Ebene (die gerade im Kompaktsegment ein deutliches Plus ist) die großen Lifestyle-Marken hinter sich. Außer Doppelfunktionen und einstellbarem Auslösepunkt lässt sich mit den Tastern allerdings nichts machen. Das geht noch besser.

Auf das Gesamtpaket bezogen, führen deshalb weiterhin alle Wege in Richtung Wooting. Die Wooting 60HE (Test) kostet zwar mehr und klingt etwas heller klappernd, hat durch den höheren Federwiderstand aber universellere Qualitäten. Zugleich holt sie aus der Technik mehr heraus und erlaubt noch weitreichendere Änderungen. Enthusiasten haben davon am Ende mehr.

Endgame Gear KB65HE
Produktgruppe Tastaturen, 09.05.2024
  • Gehäuse
    ++
  • Tasten & Beschriftung
    +
  • Layout
    +
  • Ausstattung & Extras
    O
  • Software
    O
  • Einstellbarer Auslösepunkt
  • Dumpfer, angenehmer Klang
  • Solides Alu-Gehäuse
  • FN-Ebene programmierbar
  • Hall-Effekt-Möglichkeiten erst teils ausgeschöpft
  • Rapid Trigger immer aktiv
  • Nur 1 Profil

ComputerBase hat die KB65HE von Endgame Gear leihweise zum Testen erhalten. Eine Vorgabe gab es nicht. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.

(*) Bei den mit Sternchen markierten Links handelt es sich um Affiliate-Links. Im Fall einer Bestellung über einen solchen Link wird ComputerBase am Verkaufserlös beteiligt, ohne dass der Preis für den Kunden steigt.

Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.